Literatur
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(K)ein Bestseller – »Elefant« von Martin Suter

Ein winzig kleiner Elefant, der auch noch rosa leuchtet – Warum nur begeistert das so viele Leser?

Verzückt sind auch Wissenschaftler, Forscher und Tierärzte im Roman, die in einen Rausch aus Geldgier, Machthunger und fanatisches Streben nach Ruhm fallen, als sie vom rosa Tierchen erfahren. Zum Glück gibt es doch noch ein paar gutherzige Menschen, die der Gentechnik kritisch gegenüberstehen und Humanität walten lassen wollen. Eine Geschichte über den Wahn der heutigen Zeit, Unmögliches möglich zu machen.

 

Inhalt

In Martin Suters 14. Roman »Elefant«, ist der Name Programm. Sabu Barisha, so wird das kleine Wesen getauft, wurde mittels Genmanipulation vom Genforscher Roux erschaffen. Er verspricht sich den ganzen großen Profit, doch bevor es dazu kommt, kann der Elefantenflüsterer Kaung das kleine rosa Wesen in Sicherheit bringen. Durch ein Missgeschick und vielleicht auch Schicksal landet das Tier beim Obdachlosen Schoch, der am Rande der Gesellschaft in einer Höhle lebt. Er ist fasziniert von der Fluoreszenz, hat jedoch auch Mitleid. Aus Sorge und teils Hilflosigkeit, bringt er Sabu zur Tierärztin Valerie, die sich rührend um beide kümmert und ihnen Unterschlupf gewährt. (Zufällig hat sie ein leerstehendes Haus, das sich bestens als Versteck eignet). Doch in Sicherheit sind sie noch lange nicht. Die chinesischen Investoren mit denen Roux zusammenarbeitet, sind der rosa Spur des Elefanten dicht auf den Fersen.

 

 

Einschätzung

Überzeugt hat mich die Story leider nicht. Nachdem am Anfang Sabus Erschaffung ausführlich umrissen wird (inklusive detailliert geschilderter Elefantenbefruchtung – wer will das Lesen?!) fokussiert sich der Roman auf die Jagd nach dem Elefanten. Aber anstatt eine spannende Verfolgungsjagd zu skizzieren, verfängt sich die Erzählung im Schicksal des armen Obdachlosen, gekoppelt mit einer nahezu obligatorischen Romanze, die dieser mit der schönen und erfolgreichen Tierärztin erlebt. Die Figuren wirken dabei zu konstruiert und schablonenhaft, denn natürlich gelangt der Obdachlose plötzlich zur Erkenntnis, dass sein bisheriges Leben so nicht weitergehen kann und ein krasser Lebenswandel her muss! Da kommt der rosa Elefant gerade recht. Valerie hat zunächst Mitleid mit Schoch, entdeckt dann aber schnell den weichen Kern hinter der harten Schale. Ein altbewährtes, aber sehr vorhersehbares und langweiliges Muster, das Suter hier anwendet.
Die Figur der Tierärztin ist insgesamt auch eine merkwürdige Erscheinung. Als Leiterin einer kleinen Tierarztpraxis scheint ihr Metier klar definiert zu sein, jedoch durchschaut sie die mysteriösen Verstrickungen rund um den Elefanten (Erbgutveränderung, Glowing Animals etc.) viel zu schnell und brilliert als quasi Superhirn. Kam für mich dann doch etwas überraschend.

Suter schafft es weder den Figuren Leben einzuhauchen, noch einen spannenden Handlungsverlauf aufzubauen. Mechanisch setzt er das angelesene Wissen zur Befruchtung von Elefantenkühen der eigentlichen Handlung gegenüber. Mithilfe von Rückblenden versucht Suter ein bisschen Schwung in die Story zu bringen – so recht mag das aber nicht funktionieren. Es fehlt einfach der literarische Feinsinn für die richtige Balance von wissenschaftlichen Fakten und Handlung. Diese bleibt leider oberflächlich, emotionslos und wirkt zu erzwungen. Das ist auch den stereotyp-behafteten Protagonisten geschuldet.

Fazit

Die Figuren bleiben leblos in einer konstruierten Szenerie, die nur getragen wird durch den Charme des Elefanten, der an manchen Stellen knapp am Kitsch vorbeischrammt.
Die Problematik der Genmanipulation in einem Roman zu thematisieren stellt einen guten Anfang mit aktuellem Bezug dar. Leider hapert es an der schönen literarischen Umsetzung.

 

»Elefant« von Martin Suter, Roman, 351 Seiten, 24€, erschienen bei Diogenes 2017

 

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