Literatur
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»Die Wahrheit über das Lügen«
von Benedict Wells

Der umfeierte deutsche Autor Benedict Wells liefert nach seinem großen Erfolg mit »Vom Ende der Einsamkeit« endlich wieder neuen Lesestoff! Zehn Geschichten aus zehn Jahren erzählt er in seinem Buch »Die Wahrheit über das Lügen«, welches heute im Diogenes Verlag erscheint.

Ein Sammelsurium von ausschweifenden Ideen, am Rande stehenden Einfällen, bisher noch unbeleuchtete Gassen im großen Labyrinth einer anderen Geschichte. Der Geschichtenband als Ort für alles Übriggebliebene.
Die 10 Geschichten sind thematisch sehr vielfältig – von lebensverändernden Situationen wie einer mysteriösen Wanderung oder dem Kuss einer Muse, hin zu einem absurden Ping Pong Spiel auf Leben und Tod, endend bei autobiographischen Erinnerungen an die Zeit im Grundschulheim, liefert das Buch eine bunte Palette aus knalligen und skurrilen, aber auch dunkelfarbigen, traurigen Erzählungen. Überzeugen konnten jedoch nicht alle Geschichten: zu unoriginell, verkitscht oder abstrus kommen sie daher. Teilweise sind sie viel zu kurz, wodurch die Geschichte nicht rund und einfach unfertig wirken.

 


Zu den schöneren Geschichten gehören zwei, die dem Kosmos rund um Wells’ »Vom Ende der Einsamkeit« entspringen.
»Die Nacht der Bücher« ist eine zauberhafte Story, die von Bücher einer Bibliothek erzählt, die heimlich zueinander sprechen können. Da streiten sich die großen Klassiker untereinander, wer seine Geschichte am Weihnachtsabend vorlesen darf, denn leider ist Dickens »Eine Weihnachtsgeschichte« wiedermal verliehen. Austen, Shakespeare, Fitzgerald, Capote, McCullers und Co. unterhalten sich – ein Traum, der besonders bibliophile Herzen höher schlagen lässt!

Eine zweite Geschichte ist noch enger verknüpft mit Wells letztem Buch. Sie gibt Details preis, die in »Vom Ende der Einsamkeit« ausgespart blieben – aus gutem Grund und deshalb ist der Geschichte auch eine ‚Warnung’ des Autors vorangestellt: Jeder Leser sollte sich fragen, ob er all die Details wirklich wissen möchte… 😉

Die titelstiftende Story »Das Franchise: oder die Wahrheit über das Lügen« ist die längste Geschichte des Buches. An dieser Stelle nur ein paar grobe Worte zum Inhalt, um nicht zu viel zu verraten: Im Jahr 1973 klaut ein bis dahin noch unbekannter Drehbuchautor dem berühmten Georg Lucas die Idee zu Star Wars. Eine wirklich hanebüchene Story, die Vergangenheit und Gegenwart vermischt und in der ein ominöser Fahrstuhl eine große Rolle spielt.
Viele kennen und mögen Star Wars, aber Elemente der Science-Fiction sind trotzdem nicht jedermanns Sache – besonders in der Literatur. Was als flache, stereotype Story beginnt, wird dann doch sehr fantasievoll und unterhaltsam, sodass das Lesen große Freude bereitet. Die 69 Seiten lassen der Geschichte auch genug Platz zum Entfalten, machen jedoch Lust auf mehr. Potentieller Stoff für ein eigenständiges Buch!


Fazit
: Die Varianz bei Länge und Themen der Geschichten sorgt für eine schöne Vielfalt und gute Unterhaltung mit mal schwächer und mal stärker funkelnden Geschichten. Die alle eins gemeinsam haben: Die Leuchtkraft von Wells Sprachgewandtheit!

 

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»Die Wahrheit über das Lügen. Zehn Geschichten« von Benedict Wells. Geschichten, 244 Seiten für 22€. Erschienen bei Diogenes am 29. August 2018.

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