Monate: Dezember 2017

»Es war einmal Indianerland« (Film) –
Coming-of-Age mal anders?!

»Und das bist du: der Lärm in deinem Kopf.« Mauser ist 17 und kommt aus einem Hochhausviertel am Stadtrand von Hamburg. Sein Leben wird geprägt von unverputzten Brutalismus-Platten-Fassaden, Gewalt, Kriminalität und Konkurrenz unter den Ghetto-Kids. Um dieser Großstadt-Tristesse zu entfliehen, macht Mauser das Boxen zu seiner Welt. Doch alles gerät schließlich aus den Fugen, als er sich auf einer Party im Schwimmbad in die so schöne wie aufregende Jackie verliebt. Doch was seine Welt so richtig zum Einstürzen bringt, ist, als Kondor, sein bester Freund aus dem Viertel, ihm den Krieg erklärt und zum Duell herausfordert – im Boxring selbstverständlich – und dann auch noch Mausers Vater Zöllner verschwindet, nachdem er im Streit seine Freundin erwürgt hat. Die große Suche führt ihn zusammen mit Edda, der sonderbaren Videotheks-Aushilfskraft, auf ein Musikfestival an der polnischen Grenze: Eine ungewöhnliche Kombination aus dem Versuch, seinen kriminellen, flüchtig gewordenen Vater zu stellen und einem großen, mit Glitter kandierten Drogenrausch als Reise auf den Wellen der Elektromusik ins innere Ich. Und schließlich muss Mauser sich entscheiden… »Denn diese Generation ist …

Ist das Kunst oder kann das weg?! – »Wiener Straße« von Sven Regener

In »Wiener Straße« belebt der Musikerautor Sven Regener zum fünften Mal den literarischen Kosmos rund um »Herr Lehmann«, sein Erfolgsdebut aus dem Jahr 2001. Wie schon bei den Vorgängerromanen wird wieder ein verspielter, dialoglastiger Berlin-Roman geliefert. Dieser schaffte es sogar auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2017!   »Wie bin ich hier nur reingeraten?!« Das fragt sich Erwin, Besitzer der Kneipe »Café Einfall«, welche das Herz des fast schon kammerspielartig angelegten Romans bildet. Regener bevölkert seine im West-Berlin des Jahres 1980 angesiedelte Romanwelt ausschließlich mit Spinnern und Freaks, mit sympathischen Losern, die gleichzeitig Künstler und Gelegenheitskellner sind. Neben artistischer Spontanperformance, Vernissage und ZDF-Kulturbeitragsdreh wollen sie nämlich alle unbedingt bei Erwin an der Bar arbeiten, welcher mittlerweile dabei ist, eine eigene Familie zu gründen und sesshaft zu werden. Und die neue Wohnung renovieren, auch wenn niemand recht Ahnung von so etwas hat. Oder Geld dafür. Und dann gibt es da noch die Konkurrenz durch die »ArschArt«-Künstlergruppe, die den alten Intimfriseurladen gleich neben dem »Einfall« kauft und sich nur zu gerne etwaigen Fäkaltermini in Kunst und …

Filmexperiment: »Manifesto«

Aus seiner Film-Installation, die im Sommer 2015 im Berliner Hamburger Bahnhof als Ausstellung zu sehen war, hat der Künstler Julian Rosefeldt einen experimentellen Film mit Cate Blanchett in den Hauptrollen gemacht. »Art does not come from nowhere or anywhere« Blanchett verkörpert 13 verschiedene Archetypen, die aus verschiedensten Manifesten des 20. Jahrhunderts zitieren. Eine Hommage an verschiedene traditionelle Kunst- und Künstlermanifeste, die sich mit Film, Theater, Performance, Tanz, Architektur beschäftigen und in Form von Monologen, Reden, Vorträgen und Interviews hier thematisiert und rezitiert werden. Regisseur Rosefeldt hat einzelne Texte miteinander kombiniert und fusioniert, jedoch darauf gedacht, dass ihre eigentliche Aussage nicht verfälscht wird. Entstanden sind daraus wunderbare neue Meta-Manifeste.  »Kunst erfordert Wahrheit, nicht Wahrhaftigkeit« Zu hören sind u.a. Texte von Marx, Engels, Lars von Trier bis hin zu Jim Jarmusch. Rosefeldt hebt die einzelnen Manifesten aus ihrem kulturhistorischen Hintergrund und schafft es damit, die Schönheit der Texte, die Poetik einzelner Passagen und Gedanken, zu offenbaren und betonen. Manchmal sind es auch nur einzelne Sätze, die in ihrer Feinheit und mit ihrer Anmut eine Schlagkraft entwickeln, die …

Wenn ich groß bin, werd ich Lektorin!

Traumberuf vieler Buchliebhaber, Literaturwissenschaftler und Bücherwürmer? Die interessantesten Manuskripte landen auf dem Schreibtisch, es wird gelesen bis zum Umfallen und anschließend intensiv am Text gearbeitet und redigiert, bis er perfekt ist? Das stellen sich viele vor, wenn sie an den Beruf des Lektors denken. Das waren auch meine Vorstellungen, bevor ich ein Praktikum im Lektorat eines großen Buchverlages und zwei weitere Praktika bei einem Hörbuchverlag und einer Literaturagentur absolvierte und feststellten musste, dass die Realität doch etwas anders aussieht. ** Das Lektorat im Buchverlag Das Lektorat ist das Herzstück eines Verlages, der Ursprung eines Buches. Ohne Lektorat und Lektoren, die die Autoren akquirieren und betreuen, würde jegliche Grundlage eines Buches fehlen – das Manuskript bzw. der Text. Je nachdem was der Verlag im Programm hat oder worauf er spezialisiert ist, wird das Lektorat nach Genre, meist Belletristik und Sachbuch, unterteilt. Oder aber auch nach den verschiedenen Imprints, wie zum Beispiel Ullstein Fünf (Fokus deutschsprachige Autoren), Fischer Tor (Fantasy), Rowohlt Polaris, E-Books etc. unterteilt. ** Aufgaben einer Lektorin Die Lektorin ist zuständig für die Prüfung von …